2014/11/27
2014/11/09
Anläßlich 25 Jahre Mauerfall:
Grenzüberschreitungen
Erstveröffentlichung: Sommergras 95, Dezember 2011
Grenzüberschreitungen
Zügig fahren wir nachts durch die stillen
Straßen bis zum Stadtrand. Im Scheinwerferlicht stauen sich die Autos bereits
in zehn oder zwölf langen Reihen. Kurzes Zögern, dann ordnet er sich ein. Um
uns herum stehen die Grenzbeamten. Ihre Uniformen glänzen metallisch an Knien
und Ellenbogen. Mein Bruder drückt den Rücken durch.
Ferienbeginn
in den Chinaschläppchen
wackeln die Zeh‘n
wackeln die Zeh‘n
Abgase wabern zum Nachthimmel. Nach einer
Stunde Motor-an-vorwärtsrollen-Motor-aus noch 40 Meter. Vater am Steuer. Mutter
daneben. Dazwischen Schweigen. Mein Bruder trägt Kopfhörer.
Ich betrachte die eckige Röhre neben der Autoschlange. Dünne Stelzenbeine
stützen die Konstruktion. Unsichtbar in ihren Tiefen verborgen, weiß ich, auf
einem schmalen Laufband, die behelfsmäßigen West-Berliner Personalausweise.
Kurz vor dem Kontrollhäuschen setze ich die Brille über die Kontaktlinsen. Dann
mustert mich ein fremdes Augenpaar. Hoffentlich
winken sie uns nicht raus, denke ich, hoffentlich
müssen wir den prall gefüllten Kofferraum nicht wieder aus- und einräumen.
Ich lächle die Augen nicht an, lächle auch nicht auf dem Foto … dann fahren wir aus dem
künstlichen Licht heraus. Ich grabe meinen Kopf in das Kissen und verliere mich
in dem monotonen Baabam … Baabam …, dem Geräusch, das beim Überfahren der
Betonplattennahtstellen bei konstant 100 Stundenkilometern entsteht.
Grillenchor
zwischen Olivenbäumen
noch ein Gelato
zwischen Olivenbäumen
noch ein Gelato
Erstveröffentlichung: Sommergras 95, Dezember 2011
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